Beiträge des Open Source Development Network der Hochschule.digital Niedersachsen
Das Hochschulforum Digitalisierung hat ein umfassendes Arbeitspapier zur digitalen Souveränität an Hochschulen veröffentlicht. Das Open Source Development Network (OSDN) wird darin mehrfach als gelungenes Beispiel für kooperative Infrastrukturentwicklung hervorgehoben.
Das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) hat mit seinem Arbeitspapier Nr. 89 „Souveräne KI-Infrastrukturen an Hochschulen“ eine fundierte Analyse vorgelegt, die aufzeigt, wie Hochschulen ihre digitale Handlungsfähigkeit im KI-Zeitalter sichern können. Autor Uwe Reckzeh-Stein fasst darin die Ergebnisse zweier Expert:innenanhörungen sowie zahlreicher Fachbeiträge zusammen und leitet konkrete Handlungsempfehlungen für Politik, Hochschulleitungen und Förderinstitutionen ab.
Digitale Souveränität als strategische Aufgabe
Das Papier macht deutlich: Digitale Souveränität ist keine technische Nische, sondern eine strategische Querschnittsaufgabe. Sie berührt zentrale Prinzipien wissenschaftlicher Arbeit – Autonomie, Gestaltungsfreiheit, Datenschutz und epistemische Integrität. Dabei geht es nicht darum, auf kommerzielle KI-Angebote grundsätzlich zu verzichten, sondern darum, bewusst zu entscheiden, wo Hochschulen selbst gestalten wollen und wo sie externe Dienste nutzen.
Zentraler Befund: Keine einzelne Hochschule kann die erforderlichen Ressourcen allein aufbringen. Der Ausweg führt über strategisch koordinierte Ressourcenkooperation. Hier hebt das HFD das Open Source Development Network (OSDN) als beispielhafte Initiative hervor.
OSDN: Vom Projekt zur strategischen Infrastruktur
Das OSDN wird im Arbeitspapier mehrfach positiv erwähnt. Das HFD greift dabei eine zentrale Beobachtung auf: Viele Hochschulen arbeiten bereits souverän mit Open-Source-Infrastrukturen wie Moodle, ILIAS oder Opencast – aber es fehlt an dauerhafter, strategisch abgesicherter Finanzierung und Koordination.
Das Papier verdeutlicht die Situation mit einem Zitat aus einem Beitrag von Cornelis Kater und Christian Friedrich im Blog des HFD: „Wenn wir nicht wollen, dass unsere digitale Infrastruktur bröckelt wie eine vernachlässigte Brücke, müssen wir sie jetzt stabilisieren. Nicht als Einzelinitiative, sondern als koordinierte, echte Daueraufgabe.“ Das trifft nach wie vor den Kern der Herausforderung. Open-Source-Software wird täglich genutzt, ihre systematische Pflege und Weiterentwicklung aber oft als selbstverständlich vorausgesetzt oder als temporäre Projektaufgabe behandelt.
Die Konsequenz: Digitale Infrastruktur muss als dauerhafte Aufgabe verstanden werden – nicht als Projekt mit Ablaufdatum.
Was das OSDN besonders macht
Im Arbeitspapier wird das OSDN als „besonders gelungenes Beispiel“ hervorgehoben: Open-Source-Komponenten für die Hochschullehre werden nicht nur gepflegt, sondern in eine übergreifende, strategisch gesteuerte Infrastrukturentwicklung überführt – mitsamt Koordinationsstelle, Roadmaps und Community-Einbindung.
Die Kernaufgaben des OSDN adressieren genau die Herausforderungen, die das HFD identifiziert:
- Koordiniertes Anforderungsmanagement zwischen Hochschulen, Lehrenden und Studierenden
- Professionelle Weiterentwicklung der Kernsoftware (nicht nur Features)
- Verbesserung von Cybersecurity, Barrierefreiheit und Usability
- Schnittstellen zu KI-Tools und anderen Drittanbieter-Diensten
- Community-Vernetzung zwischen Nutzenden, Betreibenden und Entwickelnden
Infrastruktur folgt Anwendung
Ein weiterer wichtiger Punkt aus dem HFD-Papier: Infrastruktur muss von realen Bedarfen her gedacht werden, nicht von abstrakten Skalierungsversprechen. Das OSDN verfolgt genau diesen Ansatz – bedarfsgerecht, modular und in enger Abstimmung mit den Hochschulen. Dabei arbeiten wir nicht isoliert, sondern kooperativ.
Von der Anerkennung zur Verstetigung
Dass das HFD das OSDN mehrfach als Best-Practice-Beispiel nennt, freut uns sehr. Es bestätigt den eingeschlagenen Weg und zeigt: Die strukturierte Zusammenarbeit von Hochschulen in der Software-Entwicklung ist nicht nur möglich, sondern notwendig.
Gleichzeitig unterstreicht das Arbeitspapier eine zentrale Herausforderung: Die Verstetigung über das Projektende 2028 hinaus. Das Arbeitspapier empfiehlt zu Recht, dass Infrastrukturkosten als Daueraufgabe anerkannt und langfristige Finanzierungsstrukturen geschaffen werden müssen.
Genau daran arbeiten wir im OSDN: An tragfähigen Geschäftsmodellen und Organisationsformen, die digitale Souveränität und damit die Strategiefähigkeit der Hochschulen langfristig sichern.
Die Zeit zu handeln ist jetzt
Das HFD-Arbeitspapier schließt mit einem Aufruf: „Die Zeit zu handeln ist jetzt! Die Hochschulen sind bereit – wenn die Unterstützung stimmt.“ Dem können wir nur zustimmen. Das OSDN zeigt, dass souveräne Infrastrukturentwicklung machbar ist. Was es braucht, sind verlässliche politische Rahmenbedingungen, strategisches Commitment der Hochschulleitungen und die Bereitschaft, Kooperation nicht nur zu ermöglichen, sondern aktiv zu fördern.
Autor: Christian Friedrich
Kontakt:
Christian Friedrich
Strategischer Berater und Sprecher OSDN
E-Mail: friedrich@zqs.uni-hannover.de
Zum HFD-Arbeitspapier:
Souveräne KI-Infrastrukturen an Hochschulen – Reflexionen und Handlungsperspektiven
Titelbild „Structure [Explored!, #33, 23|03|2012]“ von Herr Olsen via Flickr https://www.flickr.com/photos/48801602@N07/7009460113 unter der Lizenz CC BY-NC 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/deed.de

