Fotos: Christian Wyrwa
Kultur der Kooperation
Am 11. und 12. September 2025 fand der jährliche Summit der Hochschule.digital Niedersachsen in Räumlichkeiten der Leibniz Universität Hannover statt. Anlässlich des 5-Jahres-Jubiläums trafen sich 140 Teilnehmende aus Niedersachsen – eine große Community, ohne die der Summit nicht sinnvoll wäre. Denn „die Hochschule.digital Niedersachsen besteht nicht nur aus der Koordinierungsstelle und Strategiepapieren, sondern insbesondere aus den Hochschulen mit allen Projektbeteiligten und auf vielfältige Weise Mitwirkenden“, so Prof. Dr. Norbert Lossau, Gründungsdirektor der HdN, in seinen Begrüßungsworten. Dieses Bild zeigte sich auch in den offenen Diskussionen und anregenden Gesprächen während der Kaffeepausen.
Das Grußwort des Gastgebers, Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover, verwies auf die Synergieeffekte, die sich in Niedersachsen im Kontext der HdN entwickeln. Epping betonte insbesondere den Mehrwert, den er im Bereich der Digitalisierung in der Zusammenarbeit der niedersächsischen Hochschulen sieht – eine „Kultur der Kooperation“. Auch Prof. Dr. Joachim Schachtner, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, erläuterte, wie wichtig die Kooperation der Hochschulen trotz des Wettbewerbs untereinander sei. Schachtner appellierte in seinem Grußwort außerdem an das gesellschaftliche Verantwortungsgefühl aller sowie an das Vertrauen zwischen den Hochschulen.
Keynote I: Generative KI in der Verwaltung – Chancen, Risiken und Herausforderungen (Torsten Koß)
Präsentation der Workshop-Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen
Im Rahmen des Summits fanden vier Workshops aus den Projekten statt, deren Ergebnisse anschließend allen Teilnehmenden vorgestellt wurden. Moderiert wurden die Präsentationen von Prof. Dr. Josef von Helden, Präsident der Hochschule Hannover und Sprecher der LHK-Kommission für Digitalisierung. Dabei ging es unter anderem um Innovation und die Zusammenarbeit zwischen den HdN-Projekten. Obwohl sich die inhaltlichen Schwerpunkte der Präsentationen voneinander unterschieden, gab es dennoch Themen, die für alle Beteiligten relevant sind: Die Vernetzung zwischen den Handlungsfeldern und eine verstärkte Kooperation zwischen den Hochschulen waren aus der Sicht aller wichtige Aspekte, die zukünftig noch stärker angegangen werden sollen. Ein weiterer Bereich, der nicht nur in den Grußworten und Keynotes, sondern auch aus Sicht der Projektbeteiligten mehrfach angesprochen wurde, war die Relevanz Digitaler Souveränität.
Keynote II (Prof. Dr. Martina Klärle)
Die zweite Keynote hielt Prof. Dr. Martina Klärle, Präsidentin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und Mitglied im externen Beratungskreis der Hochschule.digital Niedersachsen (Moderation: Rüdiger Eichel, MWK Niedersachsen). Klärle thematisierte in ihrer Keynote insbesondere die „Nerd“-Kampagne Baden-Württembergs als Teil der Kampagne „The Länd – Digitalisierungsstrategie der Hochschulen“. Prof. Dr. Martina Klärle leitete ihre Keynote über die Digitalisierungsstrategie Baden-Württembergs damit ein, dass es keine offizielle Digitalisierungsstrategie für das gesamte Bundesland gebe, sondern einzelne Teilstrategien, die nacheinander umgesetzt werden. Klärle wies darauf hin, dass es in Baden-Württemberg keine 100%-Landesförderung für Digitalisierung gebe – die Hochschulen müssten immer auch einen Eigenanteil erbringen. Eine Ausnahme sei eine Maßnahme zur IT-Sicherheit, die vollständig aus Landesmitteln finanziert worden sei. Sie betonte die Freiheit, die ein Globalhaushalt für die Hochschulen mit sich bringe, und die es ermögliche, schneller auf Entwicklungen im Bereich KI und Digitalisierung zu reagieren. Allerdings bedeute das auch, sich häufig damit befassen zu müssen, welche Maßnahmen und Projekte relevant genug sind, um sie zeitnah umzusetzen. Ende September 2025 solle eine BW-IT-Allianz eingerichtet werden, deren Mitglieder Vertreter:innen der baden-württembergischen Hochschulen sein werden.
Vorstellung der HdN-Projekte
Vertreter:innen aus den HdN-Verbundprojekten Digitale Lehre Hub Niedersachsen (DLHN), Landesinitiative Forschungsdatenmanagement, Stärkung der Digitalität in der Hochschulverwaltung und Sicherung der Resilienz gaben einen Einblick in den aktuellen Stand und Projektaktivitäten.
In der Vorstellung des DLHN wurde unter anderem darüber diskutiert, welche KI-Tools für den Bereich Studium und Lehre in den kommenden Jahren besonders relevant sein könnten. Moderiert wurde die Präsentation von Prof. Dr. Sascha Spoun, Präsident der Leuphana Universität Lüneburg und Sprecher der LHK-Kommission Lehre und Studium. Die Vizepräsident:innen aus dem Bereich Studium und Lehre haben inhaltlich in die Diskussion eingeführt. Prof. Dr. Knut Baumann (Vizepräsident Studium und Lehre, TU Braunschweig) beschrieb zunächst die Vielseitigkeit des DLHN. Prof. Dr. Julia Gillen (Vizepräsidentin für Bildung, LUH) verwies unter anderem darauf, die Perspektive der Studierenden stärker zu berücksichtigen und die Attraktivität Niedersachsens als Studienstandort auch im Bereich KI zu sichern. Abschließend stellt Prof. Dr. Katja Scholz-Bürig (Vizepräsidentin Studium und Lehre, HAWK) dar, dass die kooperative Projektstruktur des DLHN dazu beitragen könne, die Herausforderungen im Bereich KI und Digitalisierung schneller, kostengünstiger und länger unabhängig von kommerziellen Anbietern zu bestreiten. Dr. Andreas Knaden nannte als Beispiel KI für die Entwicklung von Tutorien für Studierende. Dr. Dirk Lanwert sprach daran anschließend das Thema E-Prüfungen an: KI könne sowohl bei der Prüfungsvorbereitung als auch bei der Prüfungskorrektur unterstützen. Die Projektbeteiligten diskutierten, wie die Lehrenden konkret eingebunden werden könnten und welche Hürden den Servicekooperationen möglicherweise bevorstehen. Dr. Julia Webersik wies auf die Schwierigkeit der Verstetigung über Projektstrukturen hinaus hin.
Die Landesinitiative Forschungsdatenmanagement gehörte zu den ersten Projekten, die 2024 ihre Arbeit aufgenommen haben. Robert Strötgen und Diana Schmidt erklärten, dass schon zu einem frühen Zeitpunkt darauf geachtet wurde, durch die Nutzung verschiedener Plattformen (insbesondere LinkedIn und Mastodon) sowie die eigene Webpräsenz nicht nur die vielen Mitarbeitenden im Projekt, sondern eine möglichst große Zielgruppe darüber hinaus zu erreichen. Nur mit einer gelungenen Vernetzung können die Ziele der Landesinitiative erreicht werden und diese sind weitreichend: vom Aufbau zentraler Trainings-, Beratungs- und Serviceangebote (Säule 1) über den Aufbau von FDM-Basisfähigkeiten (Säule 2) bis zur Förderung von innovativen FDM-Entwicklungen im eigenen Projektfonds (Säule 3). Ein besonderes Ereignis sind dabei die Data Days Niedersachsen (in diesem Jahr am 24.-26. November in Braunschweig und online). Die große Präsenzveranstaltung ist Gelegenheit nicht nur für Workshops und Austausch, sondern auch für die Verleihung der FAIR Data & Software Awards, mit denen besondere Leistungen im Feld des FDM ausgezeichnet werden.
In der dritten Präsentation wurden einige Teilprojekte zur Stärkung der Digitalität in der Hochschulverwaltung vorgestellt. Die Projektbeteiligten gaben einen Ausblick in ihre Planung und Ziele der kommenden Monate. Schlagworte waren in diesem Kontext KI in Campusmanagementsystemen, E-Akten, Entwicklung digitaler Workflows, Langzeitarchivierung, Changemanagement und Future Skills. Höhepunkt der von Prof. Dr. Fabian Schmieder, Vizepräsident für Digitalisierung und Informationstechnologie der HS Hannover, moderierten Vorstellung war die Kooperationskette, die die Projektbeteiligten gebildet haben, um die Zusammenarbeit lebhaft zu symbolisieren.
Verschiedene Themenbereiche der IT-Sicherheit wurden von Projektbeteiligten aus dem HdN-Projekt Sicherung der Resilienz vorgestellt. Die Präsentation moderierte Prof. Dr. Manfred Krafczyk, Hauptamtlicher Vizepräsident für Digitalisierung und Nachhaltigkeit der TU Braunschweig. Thematisiert wurden unter anderem Security Operations Center, die an allen Hochschulen eingerichtet werden sollten. Auch der BSI-Grundschutz wurde von den Projektbeteiligten angesprochen.
Podiumsdiskussion: Länderinitiativen zur Digitalen Hochschule im Dialog
In der von Prof. Dr. Susanne Menzel-Riedl, Präsidentin der Universität Osnabrück und Vorsitzende der LHK Niedersachsen, moderierten Podiumsdiskussion wurde zum Abschluss des Summits nicht nur hochschul-, sondern auch länderübergreifend über die Digitalisierungsstrategien in den Hochschulen gesprochen. Ziel der Diskussion war es, einen Dialog zwischen verschiedenen Länderinitiativen zur Digitalen Hochschule zu schaffen und sich über die unterschiedlichen Strukturen dieser auszutauschen. Prof. Dr. Ulrike Tippe, Präsidentin der TH Wildau, sprach über die Prozesse im Zentrum für Digitale Transformation (ZDT) in Brandenburg. Eines der aktuellen Ziele sei es, von der projektbasierten Struktur des ZDT zu einer verstetigten Servicestruktur zu gelangen. Aus ihrer Erfahrung seien zunächst einige vertrauensbildende Maßnahmen notwendig gewesen, um die digitale Transformation voranzutreiben. Prof. Dr. Martina Klärle stellte die Strategie aus Baden-Württemberg bereits in ihrer Keynote vor. In der Podiumsdiskussion verwies sie daran anknüpfend darauf, dass in Baden-Württemberg die Strategie verfolgt werde, die Kompetenzen einzelner Hochschulen und Akteure zu analysieren und die Stärken der einzelnen Standorte zu fördern. Die Hochschulen, die in einem bestimmen Bereich am stärksten sind, werden finanziell gefördert – vom Ministerium, aber auch von den Hochschulen selbst. Ein Unterschied zwischen den Strukturen bestehe also in den Finanzierungsmodellen der Länder – anders als Niedersachsen haben Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen Globalhaushalte.

